Konzert 14.12.2013 Chorkonzerte in der Markt- und der Markuskirche
VON LUDOLF BAUCKE (HAZ, 16. Dez 2013)

Festliche Klänge wehen zum Jahresende durch die Kirchenschilfe. Bachs Weihnachtsoratorium mit sechs Kantaten hat Hochkonjunktur. Seltener wird Händels „Messias" aufgelegt. Die Fülle der Weihnachtslieder in Sätzen aus alter und neuer Zeit animiert Chöre und Kantoreien. Hannovers Kirchenmusik färbt vor Weihnachten das schillernde Bild einer Chorstadt. Diese aber lebt bei Weitem nicht nur von Wiederholungen, sondern profiliert sich mit unterschiedlich besetzten Ensembles und vor allem individuell gestalteten Programmen. So sang am dritten Advent der Mädchenchor Hannover in der gut besuchten Marktkirche und punktete mit erstaunlichen Leistungen des mit Liedern von Bohuslav Martinu bestens aufgelegten Nachwuchschores sowie kleiner solistischer Gruppen und des staunenswert professionell agierenden Konzertchores. Gleich ob eine Messe von Michael Haydn geschmeidig angestimmt oder Benjamin Brittens apart von der Harfe (Teresa Zimmermann) angereicherte „Ceremony of Carols" vorgetragen wurden - das Publikum zeigte sich so spontan begeistert, dass es am liebsten nach jedem Stück applaudiert hätte.

Gudrun Schröfel und Georg Schönwälder an der Spitze des Leitungsteams hatten das gesamte Programm vorzüglich vorbereitet - bis hin zu der Besonderheit, dass im zweiten Teil ein gutes Dutzend kurzweiliger Sätze von den Gruppen als Weihnachtsmusik aus dem Raum gesungen wurde. Gefüllt mit Stimmklängen aus den Seitenschiffen, dem Mittelgang, dem Altarraum und der hinteren Chorempore entfaltete sich weihnachtliche Atmosphäre pur.

Dem Raumklang hatte sich auch der Hannoversche Oratorienchor in der Markuskirche verschrieben, als das überlieferte „Es ist ein Ros entsprungen„ zunächst mit einer chorischen Improvisation aus allen Ecken begann und sich dann zu dem das Publikum wundersam umhüllenden Prätoriussatz auffüllte. Stefan Vanselow steuerte diese Entwicklung ebenso aufmerksam wie stetig. Dem Dirigenten gelang es nicht nur, den vom Namen her auf instrumental begleitete Großwerke ausgerichteten Oratorienchor in einen elastischen A-cappella-Chor zu verwandeln, sondern auch dreimal das Publikum zum Mitsingen zu animieren. Als Besonderheit seines gut besuchten Konzerts in der Markuskirche hatte Stefan Vanselow die Chorsätze mit biblischen Texten gemischt. Chormltglieder lasen diese aus sehr unterschiedlichen Übersetzungen. Ihr sprachliches Spektrum reichte von der ab 2006 entstandenen saloppen Volxbibel bis zu der einfühlsameren Version von Walter Jens. Der eher philosophische Luthertext zu Beginn des Johannes-Evangeliums kontrastierte abschließend sehr gut zu Mendelssohn Bartholdys romantischen Akkorden. Dem Oratorienchor war ein faszinierendes Programmprofil gelungen.

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