Chor-Konzert in der Markuskirche
VON GERD BÖSENBERG (Evangelische Zeitung, Nov. 2008)

Der Hannoversche Oratorienchor gab am Vorabend zum Ewigkeitssonntag in der Markuskirche ein eindringliches, wenn auch etwas gemischtes Konzert mit dem Hauptstück, dem Requiem in c-Moll von Luigi Cherubini (1760 bis 1842). Der Komponist wurde in Florenz geboren, verbrachte aber fast sein ganzes Leben in Paris und wurde dort zuletzt Direktor des Pariser Konservatoriums. Hier entstand die Messe in c-Moll mit großem Orchester, aber ohne Solisten, 1816 als Auftragswerk zum Gedächtnis an König Ludwig XVI., der während der französischen Revolution unter der Guillotine den Tod gefunden hatte.

Der Chor wurde begleitet von der traditionsreichen Hannoverschen Orchestervereinigung. Die Gesamtleitung der Aufführung lag bei Peter Marino, der auch Leiter des Oratorienchores ist. Das perfekt aufspielende große Orchester traf von Anfang an den schwermütigen dunklen Ton des Werkes, aus dem der Introitus des Chores in eindringlichem Pianissimo eines d-Moll-Akkordes aufsteigt. Diese Grundstimmung beherrscht das gesamte Werk, und der Chor folgte ihr behutsam. Der kongruente Chorklang des Ensembles unterstütze diese Interpretation hilfreich, zumal marino die Balance zwischen Chor und Orchester jederzeit gut in der Waage hielt.
Die Aufführung war einem Chormitglied gewidmet, das bei der Buskatastrophe auf der A2 ums Leben gekommen war. Deshalb gab es keinen Schlussapplaus, obwohl der sehr verdient gewesen wäre.

Das Konzert begann mit Beethovens Egmont Ouvertüre, die ja den Tod des niederländischen Grafen musikalisch beschreibt. Die Hannoversche Orchestervereinigung unter Leitung von Peter Marino spielte das Werk bedächtig bis zur Generalpause und ließ dann die Freiheitsvision des Helden mit strahlendem "Blech" folgen.
Dann war der Romantiker Johannes Brahms zu hören mit der jüngst erst wieder entdeckten "Missa Canonica", die unvollendet geblieben ist, aber dem katholischen Mess-Ordinarium folgt. Es ist im Grunde eine A-cappella-Messe mit sparsamer Orgelbegleitung (Maximilian Schnaus), deren "Agnus Dei" leider nicht ins Stolpern geriet. Dieser Konzertabend in Moll mit dem Requiem als Schluss war beeindruckend und befriedigend.

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